Holz mit Speiseölen behandeln – Darauf solltest du achten

Die meisten von euch wissen, dass Holz aus optischen und haptischen Gründen behandelt gehört. Die Industrie bietet uns dafür eine Menge an Produkten an – vom Holzöl über Hartwachsöle bis hin zum Lack. Immer mehr nutzen mittlerweile auch einfaches Speiseöl, um Holz einzulassen. Aber gerade in diesem Bereich gibt es viele Aussagen, die nicht richtig sind oder sogar das Holz schädigen können. Deshalb wollen wir euch in diesem Artikel die Holzbehandlung mit Speiseölen näher bringen.

Die Vorteile einer Holzbehandlung mit Speiseölen

Kommen wir erst mal zu den Gründen, warum es sinnvoll sein kann das Holz mit Speiseöl zu behandeln.
  • Der Preis ist unschlagbar. Während ein Holzöl im Baumarkt pro Liter über 10 € kosten kann, bekommt ihr Speiseöl im Supermarkt für einen Bruchteil davon. Zudem ist es überall sofort verfügbar.
  • Speiseöl ist 100% lebensmittelecht. (Tipp: Holz lebensmittelecht behandeln) Bei fertig gemischten Ölen wisst ihr nicht was drin ist. Auch eine Zertifizierung nach DIN EN 71-3 (für Spielzeug zugelassen) sagt nur aus, dass Grenzwerte eingehalten werden müssen. In diesem Artikel findest du die exakte Erklärung der DIN 71-3. Dass es abriebfest auf Schneidbrettern oder hitzebeständig am Kochlöffel ist, wird mit dieser Norm nicht gewährleistet. Deshalb solltet ihr diese Öle nicht für Hölzer verwenden, die mit Lebensmittel in Kontakt kommen, außer sie sind direkt für Lebensmittel zugelassen.

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Nachteile einer Holzbehandlung mit Speiseölen

Wo Vorteile sind, gibt es selbstverständlich auch Nachteile. Diese wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten. 

  • Der größte Nachteil dürfte der Aushärtungsprozess sein. Dadurch dass im Speiseöl keine Sikkative (Trocknungsstoffen) sind, brauchen die Öle bis sie komplett ausgehärtet sind mehrere Wochen.
  • Aufgrund des langen Trocknungsprozesses sollten die langsam aushärtende Öle nicht zur Behandlung von Fußböden oder anderen großen Holzflächen genutzt werden. Flächen die größer sind als ein Tisch, würde ich immer mit fertig gemischten Holzölen aus dem Fachhandel behandeln.
  • Die Oberfläche ist mit Holzölen meistens schöner. Die fertig gemischten Produkte bestehen aus verschiedenen Wachsen und Ölen. Dadurch wird die Oberfläche einen Tick schöner und robuster.
  • Speiseöle sind komplett ungeeignet für den Außenbereich. Da im Salatöl kein UV-Schutz vorhanden ist und der Trocknungsprozess zu lange dauert, können diese Öle nicht für Hölzer im Freien benutzt werden.

Sind alle Speiseöle für die Holzbehandlung geeignet?

Kommen wir nun zum Kernpunkt an dem viele Unwahrheiten im Umlauf sind. Oft hört man in der Holzbearbeitungs-Szene von einer Behandlung mit Olivenöl, Sonnenblumenöl oder Rapsöl. Diese sind aber für eine Holzbehandlung in den meisten Fällen ungeeignet.

Warum ist Olivenöl und Co ungeeignet für eine Holzbehandlung?

Die oben genannten Öle sind keine aushärtende bzw. trocknende oder nur halbtrocknende Öle.

Das heißt: Diese Öle bilden mit Sauerstoff keine Harzschicht und werden nie ganz aushärten. Das Schlimme ist dann, dass diese Öle in Verbindung mit Sauerstoff ranzig werden können oder im schlimmsten Fall sogar Schimmel bilden.

Ein häufiges Gegenargument ist: Ich öle mein Schneidebrett schon Jahre lang mit Olivenöl und noch nie ist etwas passiert. Das mag gut sein, da das Brett öfters gespült wird und die nicht aushärtenden Teile des Öles weg gewaschen werden.  

Aber das Brett ist dann auch nicht so geschützt, wie wenn man gleich ein aushärtendes Öl genommen hätte.

Welche Speiseöle eignen sich für eine Holzbehandlung?

Wie wir gerade erfahren haben, ist es wichtig aushärtende Öle für eine Holzbehandlung zu verwenden. Das sind in erster Linie alle Nussöle wie Erdnussöl, Walnussöl oder Haselnussöl. Dazu kommt noch der Klassiker Leinöl (kein Leinölfirnis, denn darin sind Trocknungsstoffe), Distelöl, Mohnöl oder Tungöl.

Aber auch da gibt es Unterschiede. Wir persönlich haben die Erfahrung gemacht, dass Walnussöl zu lange braucht um auszuhärten. Deshalb kann es hier dann vereinzelt vorkommen, dass das Öl ranzig wird.

Haselnussöl, reines Leinöl, Mohnöl oder Tungöl sind uns einfach zu teuer, so dass wir diese in der Praxis nicht verwenden.

Unser beliebtestes Öl ist Erdnussöl. Dieses Öl ist günstig, lässt sich super verarbeiten und wird nicht ranzig. Wir lassen dieses Öl sogar das ganze Jahr offen in der Werkstatt bei -10°C bis +30°C stehen und uns ist es noch nie umgekippt. Nur bei Minusgraden werden die Fette im Öl fest, aber wenn man es wieder erwärmt, lösen sich die Fette wieder komplett auf.

Vereinzelt findet man im Internet auch Aussagen, dass das Erdnussöl ein nur halbtrockendes Öl ist und dieses nicht aushärtend ist, gerade wenn es für große Flächen, wie Fußböden genutzt wurde. Wir nutzen es nur für Schneidbretter und anderen Holzobjekten, die mit Lebensmittel in Kontakt kommen und können diese Aussagen nicht bestätigen. Wir haben geölte Schneidebretter schon jahrelang unbenutzt im Regal als Verkaufsware liegen und konnten keine Ölrückstände die nicht ausgehärtet sind feststellen.

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Schnedebrett lebensmittelecht behandeln

Kaltgepresst oder heißgepresstes Öl nehmen?

Speiseöl gibt es als kaltgepresstes Öl (natives Öl) oder heißgepresstes Öl (raffiniertes Öl). Für den Salat und die Küche sind meines Erachtens kaltgepresste Öle besser, da sie mehr Begleitstoffe enthalten, stärker riechen und natürlich besser schmecken.

Für die Holzbehandlung wollen wir aber keinen Geruch und auch keine Begleitstoffe, da die ein Faktor sein können, das der Aushärtungsprozess länger dauert. Deshalb würde ich für die Holzbehandlung eher heißgepresste/raffinierte Speiseöle benutzen, zumal sie auch in der Regel günstiger sind.

Mit Speiseölen und Wachsen ökologische Holzanstriche selber herstellen

Was die großen Chemiekonzerne können, das können wir auch – nämlich Öle, Wachse und natürliche Lösungsmittel selber mischen.

In unserem Holzbearbeitungs-Blog Woodstoneart haben wir ein Rezept, wie ihr mit Bienenwachs und Speiseöl euer eigenes Hartwachsöl herstellen könnt. Und wenn ihr einen reinen Bienenwachsanstrich selber machen wollt – wie er für Treib- und Altholz nötig ist, findet ihr  ebenfalls ein sehr gutes Rezept auf unserem Blog.

Zudem gibt es noch weitere fertige Produkte mit denen du Holz lebensmittelecht behandeln kannst.

Fazit zur Holzbehandlung mit Speiseölen

Der Haupteinsatzbereich für Speiseöle in der Holzbearbeitung dürfte der Lebensmittelbereich sein. Wir behandeln Schneidbretter, Salatschalen, Kochlöffel oder Pfannenwender nur mit Erdnussöl. Damit haben wir beste Erfahrungen gemacht. Für Möbel oder Deko-Gegenstände verwenden wir unsere selbst hergestellten Anstriche. Aber natürlich nutzen wir auch Fertigöle.Olivenöl, Rapsöl und Sonnenblumenöl sollte man hingegen nicht für eine fachgerechte Holzbehandlung nehmen, da diese Öle nicht (komplett) aushärten.Wir hoffen wir haben ein bisschen Klarheit in das Thema rein gebracht und würden uns freuen, wenn du uns auf unserem Holz- und Werkstatt-Blog besuchen würdest

Letzte Aktualisierung am 2024-12-05 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API