Woodstoneart fragt…der Drechsler Jörg Lutz antwortet


“Woodstoneart fragt” ist die bekannte und beliebte Kategorie auf unserem Blog, in der andere Künstler und Kollegen ihre Arbeit und Kunstwerke vorstellen können.

In der heutigen Ausgabe fragen wir den Schreibgerätedrechsler Jörg Lutz aus Odenthal.

"Schöngeist – Kunsthandwerker – Rebell"

Mahlzeit Jörg, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast für unser Interview. Möchtest Du Dich mal kurz vorstellen und unseren Lesern erzählen, was Du so machst?

Hallo ihr zwei, -gerne- ich bin gebürtig aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, gelernter Elektroinstallateur und studierter Diplomingenieur der Automatisierungstechnik.

Seit der Jahrtausendwende bin ich nicht nur wie vorher passionierter Teilzeit-Schreiner, sondern professionalisierte ich mich im Bereich des Drechselns von Schreibgeräten.

Du drechselst also sehr gerne, wie bist Du zu diesem Hobby gekommen? Gibt es da eine Geschichte dazu?

Die dazugehörige Historie ist schnell erzählt: Aufgrund dessen, dass meine Ideen bzgl. der Geschenke an Verwandte und Bekannte sich dem Ende in Richtung Fresskorb neigten und verfestigten, suchte ich etwas Persönliches. So entstanden meine Gedanken an und schliesslich auch meine ersten Schreibgeräte.

Jörg Lutz bevorzugt die kleinen Feinheiten aus/am Holz

Im Internet zeigst Du sehr oft deine Stifte und Hundepfeifen. Hast Du Dich auch schon an Schalen oder größeren Objekten versucht?

Nope, habe mich mit anderen Dingen als dem Stiftedrechseln im Speziellen mit anderen größeren Holzobjekten, entstehend auf einer Drechselbank, noch nicht weiter beschäftigt, respektive hat mich diese Aufgabenstellung noch nicht berührt.

Wie alle Holzer bist Du auch bestimmt fasziniert von dem Werkstoff Holz. Möchtest Du unseren Lesern mal erklären, was Dich persönlich an diesem Material so begeistert?

Holz ist immer anders, lebendig – perfekt unperfekt und voller Überraschung.


Manchmal sensibel, manchmal zickig, manchmal zerbrechlich, dann wieder sehr angenehm.

Holz erzählt Geschichten, Holz lebt. Das ist die Faszination des Werkstoffs Holz für mich.

Wie schaut es bei Dir in der Werkstatt aus? Bist Du nur auf Deine Drechslerei fokussiert oder machst Du auch andere Objekte dort?

In meiner Werkstatt wird aktuell vorzugsweise gedrechselt. In dieser guten Stube ist aber vom Kinderspielzeug über Mobiliar wie Regale, Schränke, Tische, bis hin zum statisch korrekten Dachbalken schon einiges entstanden.

Wo bekommst du Dein Holz her? Kaufst Du es zu oder hast Du andere Quellen?

„et kütt wie ett kütt“, wie der alte Lateiner zu bemerken pflegt.

Welches Holz oder welcher Auftrag war das Schönste, dass Du auf der Drechselbank hattest?

Jedes Holz kann das Schönste sein. Vom beiläufigen Fund am Meer oder gar am Wegesrand, der 100-jährigen Eichendielenboden über Holz, welches schon mehrere Millionen Jahre auf dem Buckel hat, bis hin zum Balken alter Schlösser und Burgen:

“Holz mit Geschichte erzeugt Gefühle, Holz mit Geschichte hat Charakter. Charakter ist immer etwas wunderschönes.”

Hast Du im Kopf ein Art „Traumobjekt“, dass Du irgendwann unbedingt noch bauen willst?

Immer wenn ich den Menschen, denen ich gerade ihr fertiges Schreibgerät überreicht habe, in die glücklichen Augen schaue, ist wieder ein Traumobjekt entstanden.

Der Drechsler liebt den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden

Wie ist das Feedback Deiner Kunden, welche Erfahrungen hast Du dort gemacht?

Es gibt einige Leute, die mit Handarbeit nichts anfangen können, dies nicht zu schätzen wissen und mit Unverständnis reagieren.

Die Mehrheit reagiert jedoch mit Hochachtung, Erstaunen und Anerkennung.

Es ist immer eine Freude, sich mit beiden Gruppen zu unterhalten. Es macht mir einfach Freude ihnen die Tätigkeit und das Herz dahinter darzulegen.

Aus dem Ergebnis dieser Gespräche, sowie dem Resultat meiner handwerklichen Arbeit, setzt sich das Ergebnis und der Erfolg zusammen.

Das Feedback enthält ab und an Verbesserungsvorschläge, die ich aufsauge wie ein Schwamm. Es gibt keinerlei negative Kritik.

Viele der Leute kommen nicht nur ein zweites, sondern auch ein drittes Mal oder gar öfter wieder, um ihr Sortiment an Schreibgeräten auszubauen und zu ergänzen.

Verkaufst Du nur übers Internet oder kann man Dich auch auf Kunsthandwerkermärkten finden?

Ich habe zwar eine eigene Webseite „Mein Holzstift“, verkaufe aber nicht leblos übers Internet. 

Dieses Medium wird gerne zur ersten Kontaktaufnahme genutzt.

Persönliche Wünsche bespreche ich lieber telefonisch oder optimaler Weise im privaten Rahmen.

Auf Kunsthandwerkermärkten sieht man mich, wenn auch nicht regelmäßig.

Ich habe 14 feste Marktstandorte vom Wochenendevent bis hin zum Basar über 10 Tage am Stück.

Deine Webseite ist recht schlicht gehalten. Wir und einige andere wissen aber, dass Du sehr exquisite Stücke bereits fertigste, warum stellst Du diese nicht im Internet aus?

Viele meiner Kunden sind sehr zurückhaltend und seelisch ausgerichtet wie ich selbst. Sie lieben haptische wertvolle Gegenstände aus ausdrucksstarke Materialen.

Sie wollen von Anfang an dabei sein und können jeden Entstehungsschritt verfolgen, um ihr persönliches Schreibgerät zu finden. Das unterscheidet mich von der Konkurrenz.

Meine Kunden wollen diese Sachen benutzen und nicht zur Schau stellen oder gar angeben. Aus diesem Grund bewahre ich hier Diskretion.

Ich lade jedoch jeden ein, mit mir ein Gespräch und den Gedankenaustausch zu suchen, um das richtige Schreibgerät zu finden, welches nicht nur genau passt, sondern einen auch ein Leben lang begleitet.

Möchtest Du Dein Unternehmen weiter ausbauen oder soll es weiter als Hobby fungieren?

Es ist erst dann ein Hobby, wenn man es übertreibt.
Dieses Stadium habe ich aufgrund der tendenziösen Suchtbehaftung lange hinter mir gelassen.

Längst bin ich gewerblich. Viel mehr Volumen muss es nicht unbedingt werden, denn ich produziere keine Massenware, sondern DEIN individuelles Schreibgerät.

Vielen Dank Jörg, dass du dir die Zeit genommen hast, wir wünschen dir weiter hin viel Erfolg.