Drechsel-Holz rissfrei trocknen, schonend und schnell


Damit sich Holz verarbeiten lässt, muss es in der Regel trocken sein. Verbaust du frisch gefälltes Holz, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit später reißen oder sich zumindest verziehen. Im folgenden Artikel erklären wir, wann das Holz trocken genug zum Bearbeiten ist und wie du es möglichst rissfrei trocknen kannst. Wir erklären dir fünf Methoden, wie sich Baumscheiben und Schnittholz schonend oder schnell trocknen lassen.

Inhaltsverzeichnis

Wann ist Holz trocken?

Um aus Holz schöne und dauernd rissfreie Objekte herzustellen, sollte das Holz maximal eine Holzfeuchte von 10 bis 15 Prozent haben.
Dazu gibt es eine Faustregel, die besagt, dass das Holz circa einen Zentimeter pro Jahr von allen Seiten trocknet. Diese Formel ist aber nur ein Anhalt und kann je nach Holzart deutlich abweichen.
 
Allgemein lässt sich sagen, dass Hölzer mit einer geringen Rohdichte (z.B. Pappel) schneller trocknen als Hölzer mit einer hohen Dichte (z.B. Eiche).
Holz richtig lagern

Ausnahmen, in denen sich Holz "nass" rissfrei verarbeiten lässt

Wir persönlich kennen zwei Ausnahmen, bei denen das Holz zum Bearbeiten nicht lange trocknen muss.
Treibholz lässt sich problemlos in der Sonne trocknen
Zum einen unser Lieblingswerkstoff Treibholz. Den kannst du einsammeln und sofort bearbeiten. Sollte das Holz vom Wasser noch nass sein, kannst du es direkt in der Sonne oder vor dem Ofen trocknen lassen. Das klappt aber nur bei Schwemmholz. Für normales Naturholz  wäre das tödlich, da frisch geschlagenes Holz im Gegensatz zu Schwemmholz noch voll mit Pflanzensaft ist. Und dieser muss aus dem Holz heraus, damit das Holz später nicht reißt

Die zweite Methode ist bei Drechslern sehr beliebt – das Nassdrechseln. Mit dieser Technik werden die Schalen vorgedrechselt und ein Großteil des Materials entfernt. Aber danach müssen die Rohlinge wiederum nachtrocknen und fertig bearbeitet werden. Lediglich die Trocknungszeit verkürzt sich und das Risiko, dass die Schalen Risse bekommen wird deutlich minimiert.

Das Holz zum Trocknen vorbereiten

Wenn es sich irgendwie machen lässt, solltest du den gefällten Holzstamm möglichst viel Aufsägen. Aufgeschnittene Hölzer trocknen besser und schneller als ein kompletter Stamm.

Das liegt daran, dass mehr Oberfläche zum Trocknen vorhanden ist und du mit dem Aufsägen schon einen Großteil der Spannung aus dem Holz herausnimmst.

Insofern beim Aufsägen die Optik keine große Rolle spielt, ist es immer zu empfehlen das Holz so aufzuschneiden, dass die Jahresringe stehend im Holz sind. Im Bild siehst du, was mit stehenden und liegenden Jahresringen gemeint ist. 
 
Bretter mit stehenden Jahresringen werden sich deutlich weniger verziehen beim Trocknen als Bohlen mit liegender Maserung.
 
Zusätzlich ist es ratsam das Herz (der mittlere Teil des Stammes, wo die Jahresringe entspringen) zu entfernen oder es zumindest zerteilen. Denn in der Stammmitte herrscht die größte Spannung.
Holz vor dem Trocknen aufschneiden
Liegende und stehende Jahresringe

Wenn du so dein Holz aufschneidest, hast du schon mehr als die halbe Miete erreicht, damit dein Holz rissfrei trocknen kann.

Verschiedene Möglichkeiten um Holz rissfrei zu trocknen

Es gibt nicht die eine Erfolg bringende Methode um Holz rissfrei zu trocknen. Das liegt daran, das jedes Holz anders ist. Dazu kommt es auf den Verwendungszweck und die Größe des Holzes an, welche Methode am besten geeignet ist.

Deshalb wollen wir dir mehrere Methoden vorstellen, wie sich Holz schnell und rissfrei trocknen lassen kann.

Holz lufttrocknen mit Stirnholzversiegelung

Die schonendste Methode um das aufgeschnittene Holz zu trocknen ist die Lufttrocknung. Dieses Verfahren ist hunderte Jahre alt und wird nach wie vor genutzt. Dabei wird das Schnittholz möglichst so, wie der Stamm gewachsen ist gelagert. Zwischen den Bohlen werden Holzlatten eingelegt, damit die Luft das Holz umströmen kann. Als Lagerort ist ein überdachter, luftiger und schattiger Platz die erste Wahl.

Aber auch wenn der Holzlagerplatz diese Merkmale aufweist, muss das Holz entsprechend präpariert werden, um es möglichst rissfrei trocknen zu können. Fachmänner versiegeln deshalb zusätzlich die Stirnflächen der Schnittware.
Beim Trocknen von Holz verliert der Stamm an den Kopfenden immer mehr Feuchtigkeit, als an der Längsmaserung. Dadurch entstehen Spannungen im Holz und es beginnt zu reißen. Mit einer Stirnholzversiegelung wird genau das verhindert, indem das Kopfholz des Stammes luftdicht versiegelt wird.
Streiche also bevor du das Holz lagerst die Stirnseiten plus circa 5 cm des Längsholzes mit einer passenden Stirnholzversiegelung ein.
Anschließend muss das Holz aber immer noch genauso lang trocknen, wie ohne Versiegelung. Die Trocknungszeit verkürzt sich durch die Holzversiegelung nicht.
Wir persönlich nehmen für unsere Hirnholzversiegelungen Anchorseal oder Hirnholzwachs und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Leim und Lack würden wir nur empfehlen, wenn etwas Altes übrig ist, da ansonsten sich es vom Preis her nicht lohnt, die Produkte extra dafür zu kaufen.

Stirnholzversiegelung mit Anchorseal

Folgende Mittel eignen sich dabei, um das Holz zu versiegeln:

Fazit:

„Die Lufttrocknung ist die schonendste und günstigste Methode, um Bauholz zu trocknen. Aber du brauchst viel Zeit und Lagerplatz für dieses Trocknungsverfahren“

Holz mit der Mikrowelle schnell trocknen

Es kommt leider oft vor, dass wir etwas bauen wollen und haben kein passendes trocknes Holz im Lager. In solchen Fällen benutzen wir Trocknungsverfahren, die zwar nicht so schonend, dafür aber schnell sind. Zu dieser Methode gehört das Trocknen in der Mikrowelle. Aus ökologischer Sicht können wir diese Methode aber nicht empfehlen, da recht viel Energie benötigt wird. Deshalb wenden wir diese Möglichkeit so gut wie nie an.

Wie das Trocknen in der Mikrowelle funktioniert

Das Trocknen in der Mikrowelle ist das schnellste Trocknungsverfahren, das wir kennen. Leider kommt es bei dieser Methode vor, dass Trocknungsrisse entstehen. Aber oft ist es egal, da es die Optik des Produktes nicht beeinflusst, wenn es gerissen ist. Deshalb hat dieses Verfahren durchaus seine Berechtigung.

Schritt für Schritt das Holz in der Mikrowelle trocknen

Das Holz wird in der Mikrowelle immer in kurzen Zyklen erhitzt. Danach nimmt man es heraus und lässt es abkühlen.
 
Wir haben für einen Zyklus 90 Sekunden bei 600 Watt erhitzen gewählt und damit gute Ergebnisse erzielt.
 
Zwischen den Zyklen musst du das Holz immer wieder wiegen und das Gewicht notieren. 
 
Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis sich das Gewicht des Holzes nicht mehr ändert. Dann kannst du dir sicher sein, dass sich kein Pflanzensaft mehr im Holzstück befindet.
Wir benötigten für eine Kantel des Trompetenbaumes circa fünf Durchgänge, die sich insgesamt auf eine Stunde Trocknungszeit verteilten.
Mittels Gewicht wird die Holzfeuchte bestimmt

Folgende Mittel eignen sich dabei, um das Holz zu versiegeln:

Links zu den Materialien

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Fazit:

 „Das Trocknen mit der Mikrowelle ist eine sehr schnelle Methode. Trocknungsrisse entstehen zwar nur vereinzelt, aber aus ökologischer Sicht ist diese Methode nur im absoluten Notfall zu empfehlen“

Holz schonend trocknen durch Kochen im Salzwasser

Ein weiteres Trocknungsverfahren mit langer Geschichte ist das Auskochen von Holz in Salzwasser. Diese Methode wird noch heute von den nordischen Völkern angewandt, wenn sie ihre Kuksas – Tassen aus Holz – herstellen.
 
Dieses Verfahren trocknet das Holz nicht nur rissfrei, sondern desinfiziert das Holz und tötet alle Pilze ab. Deshalb eignet sich das Auskochen speziell für Hölzer, die später mit Lebensmittel in Kontakt kommen.
 
Ein Nachteil, der aber nicht unbedingt nachteilig sein muss ist, dass sich das Holz verfärben wird. Es altert praktisch durch das Wasser. Deshalb wird es in der Regel durch das Kochen etwas dunkler. Da sich das Holz aber über die Jahre sowieso verfärben wird, können wir gut damit leben.

Schritt für Schritt das Holz kochen

Gebe dein Holz in einen Topf mit Wasser. Gebe soviel Wasser hinzu, dass ein Großteil des Holzes bedeckt ist, aber es auch nicht überkochen kann.

Anders als im Foto rechts unten geben wir in der Regel mehrere Kanteln in einen großen Topf und verschließen den Topf mit einem Deckel, während des Kochvorgangs.

 
Anschließend schütten wir circa 300 Gramm Salz zum Wasser. Ein zu viel kann es bei dieser
Methode nicht geben. Daher fügen wir dem Wasser eher großzügig Salz hinzu.
 
Das Holz kochen wir dann bei niedriger Temperatur circa 90 Minuten. Dabei verfärbt sich das Wasser, wie ein Tee.
 
Kleiner Tipp: Wenn du diese Flüssigkeit einreduzierst, kannst du diese als Färbemittel verwenden.
 
Nach etwa 90 Minuten kannst du das Wasser abgießen und das Holz in der Wohnung oder Werkstatt fertig trocknen lassen. 
 
Durch das Kochen wurde der ganze Pflanzensaft aus den Baumzellen geschwämmt. Jetzt befindet sich lediglich noch das Salzwasser in den Zellen. Und dieses trocknet nach ein paar Tagen komplett. So hast du bearbeitbares Holz nach sehr kurzer Zeit.
Zu viel Salz gibt es nicht

Folgende Materialien werden benötigt

  • Kochsalz
  • Kochtopf
  • Wärmequelle
Holzkantel auskochen

Fazit:

„Das Kochverfahren ist eine super Methode, um schnell bearbeitbares Holz zu bekommen. Das Ergebnis stimmt und die Prozedur ist durchaus zu empfehlen“  

Baumscheiben durch Wässern im Bach oder See rissfrei trocknen

Das vierte Trocknungsverfahren, das wir euch vorstellen hat ebenfalls eine lange Geschichte. Das Wässern von frisch geschlagenen Holz.

Holz im Wasser trocknen
Diese Methode wenden wir gerne für Baumscheiben und größere Holzklötze an. Dabei werden die Holzstücke über ein paar Wochen in ein Gewässer gelegt. Dadurch wird wieder der Pflanzensaft aus dem Holz geschwemmt.
 
Du fragst dich jetzt sicher, wie dieses Prozedur früher angewendet wurde? 
Du weißt sicher, dass unsere Vorfahren früher das frischgeschlagene Holz mit dem Fluss zum Sägewerk gebracht haben. Und genau dort fand dieser Prozess statt.
 
Auch heute noch lassen viele Sägewerke die Sägestämme in einem See schwimmen. Aber im Großen und Ganzen wurde das Verfahren mit der Erfindung der Trockenkammern immer unwichtiger. Lediglich, wenn sich die Stämme nicht sofort verarbeiten lassen, kommen sie noch in das sogenannte Nasslager.

Baumscheiben und kleinere Stämme lassen sich gut im Bach ohne Risse trocknen

Das was früher im Großen klappte, können wir heute im Kleinen genauso gut machen, insofern du ein großes oder fließendes Gewässer vor der Haustüre hast. Zwar funktioniert die Methode auch in einer Regentonne, jedoch musst du hier täglich das Wasser wechseln, damit es nicht umkippt und das Holzstück unbrauchbar wird.

Wenn du das Wässern von Baumscheiben umsetzen willst, benötigst du lediglich einen Korb, der von Wasser umströmt werden kann. Wir haben dafür einen Grillkorb mit Hasengitter verwendet. Aber auch eine alte Waschtrommel ist dafür gut geeignet.

Und jetzt weißt du auch, warum Schwemmholz sich sofort verarbeiten lässt. Es ist bereits gewässertes Holz und somit in der Regel frei von Pflanzensaft.

Nun musst du nur noch dein Holz in den Behälter geben, diesen ins Gewässer legen und ihn an einen Baum binden, um ihn am wegschwimmen zu hindern.

Diese Vorrichtung lässt du dann zwei bis drei Wochen im Wasser. Anschließend lässt sich das Holz in der Werkstatt trocknen, wie Treibholz.

Holz lässt sich im Bach mit einem Korb sehr gut wässern

Fazit:

„Das Wässern von Holz ist eine ökologische Methode und zu empfehlen, wenn du ein passendes Gewässer zur Verfügung hast.“   

Baumscheiben trocknen ist ein Glücksspiel

Baumscheiben bekommen sehr leicht Risse. Selbst wenn du die vorgestellten Methoden richtig anwendest, bleibt immer ein hohes Risiko, dass sie dennoch reißen. Das hat damit zu tun, dass im Kern einfach höhere Kräfte als an der Außenseite beim Trocknen am Wirken sind.

Also nicht traurig sein, wenn die Baumscheibe reißt. Es ist eher die Regel als die Ausnahme. Dennoch können die vorgestellten Methoden durchaus helfen, dass die Baumscheibe nicht reißt. Denn wenn du sie nur zum Trocknen auslegst, kannst du davon ausgehen, dass sie zu 99 Prozent reißen wird.

Holz in Späne oder Heu ohne Risse trocknen

Gerade Landwirte oder Schreiner hatten früher eine weitere Methode, um Baumscheiben & Co möglichst schonend zu trocknen. Bei diesem Verfahren wird das frischgeschnittene Holz entweder in einen Spänehaufen oder ins Heu gelegt.

So wird bei diesem Verfahren die Feuchtigkeit des Holzes gleichmäßig an Späne oder Heu abgegeben. Dadurch wird eine schonende und gleichzeitig schnellere Trocknung möglich.

Und natürlich können wir als Bastler und Heimwerker dieses Trocknungsverfahren auch für unsere Zwecke nutzen. Wir brauchen dafür lediglich eine Mörtelwanne, die mit Heu oder Späne gefüllt ist. Alternativ geht auch eine große Plastiktüte. Dort können wir dann unsere Holzrohlinge zum Trocknen reinlegen.


Aber Vorsicht: Bei dieser Trocknungsmethode ist es wichtig, dass du die Rohlinge immer wieder auf Schimmel oder Stockflecken kontrollierst, da diese öfters am Holz  erscheinen können.

 

In diesem Fall hilft dann nur ein – zumindest kurzfristiges – Umsteigen auf die Lufttrocknungs-Methode.

Diese Prozedur wenden wiederum die Drechsler gerne an, wenn sie ihre Schalen nass gedrechselt haben. Sie verwenden die angefallene Späne gleich für die Weitertrocknung der Schalenrohlinge und bekommen so eine gleichmäßige Trocknung ohne Risse und Verzug.

Holz schondend und schnell trocknen ist (k)eine Wissenschaft

Wie du siehst, das rissfreie Trocknen von Holz ist gar nicht so einfach. Die vorgestellten Methoden sind auch keine 100%-Garantie, dass dein Schnittholz rissfrei bleibt. Zum einen kommt es auf die Holzsorte selber an und viele andere unkontrollierbare Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle, ob dein Holz rissfrei bleibt. Es ist und bleibt einfach ein Naturprodukt und die Natur vollkommen zu kontrollieren hat noch nie geklappt.
Was wir aber sagen können, mit diesen Methoden erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass dein Holz rissfrei trocken kann. Und so hoffen wir, dass wir dir wieder etwas Neues beibringen konnten. Und du ein gutes Verfahren zur Trocknung für dich gefunden hast.
Aufsägen einer Rüsterulme mit der Chainsawmill